Software als Institution

Mit dem zunehmenden Einsatz von Softwaresystemen entwickelt sich Software zu einem einflussreichen Regelungsmechanismus für menschliches Verhalten. Diese Beeinflussung bezieht sich nicht nur auf individuelles sondern auch auf zwischenmenschliches Verhalten z. B. in E-Commerce-Systemen, Online-Kooperationstools oder Systemen des digitalen Rechtemanagements. Software regelt Zugang sowie Austausch- und Nutzungsformen von Daten und Informationen in Forschung und Privatleben, oder sie bestimmt Transaktionsformen zwischen Unternehmen und in unternehmensinternen Abläufen. Ambient Intelligence oder Ubiquitous Computing werden Softwareregelungen zudem zukünftig in nahezu jeden Lebensbereich transportieren. Software unterscheidet sich dabei in ihrer Funktionsweise signifikant von anderen Modalitäten wie Recht oder sozialen Normen und zeichnet sich durch besondere, genauer zu untersuchende  Eigenschaften aus.

Da Entwicklung und Gestaltung von Software eine verantwortliche Rolle in der Gesellschaft erlangt haben, ist die Erforschung der Wirkungen einer weitgehenden Durchdringung der Alltags- und Berufswelt mit Softwareanwendungen sowie deren Gestaltungsoptionen dringend geboten. Im Forschungsschwerpunkt "Software als Institution" entwickeln wir daher mit der Betrachtung von Software-Regelungsmechanismen als Institution einen neuartigen, interdisziplinären Forschungsansatz. Diese Perspektive ermöglicht die Einbindung von Erkenntnissen und Forschungsmethoden aus unterschiedlichsten Teildisziplinen der Institutionenforschung, z. B. aus Wirtschafts-, Rechts-, Organisations- und Politikwissenschaften sowie aus Soziologie und (politischer) Philosophie, wobei der Neuen Institutionenökonomik eine besondere Rolle zukommt.

Auf dieser Basis lassen sich neben anderen Rückschlüssen auch Implikationen für zukünftige Regulierungsaktivitäten in maßgeblich durch Software geprägten Bereichen ableiten. Insbesondere diskutieren wir hier die Auswirkungen neuer, bottom-up gerichteter Entwicklungsmodelle für deren regulatorische Beeinflussung sowie die Möglichkeiten alternativer, nicht absolut wirkender Modelle der Verhaltensbeeinflussung durch Software. Erklärtes Ziel ist es hierbei, fundierte Beiträge zur zukünftigen Regulierungstheorie für durch Software geprägte Anwendungsfelder zu leisten.

Dem interdisziplinären Ansatz folgen kooperieren wir hierzu mit diversen Partnern aus unterschiedlichen Wissenschaftsdisziplinen. Besonders hervorzuheben ist hierbei die Zusammenarbeit mit dem Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS)

 

Veröffentlichungen mit Bezug zum Forschungsschwerpunkt
Titel Quelle Datum

ACM Conference on Human Factors in Computing Systems (CHI) 2014 (in publication / im Erscheinen)

2014

In: Lingner, Lutterbeck, Pallas (Hrsg.) "Die Zukunft der Räume. Gesellschaftliche Fragen auf dem Weg zur Ambient Intelligence" Graue Reihe, Bd. 50, S. 85-96. Europäische Akademie Bad Neuenahr-Ahrweiler

2010

PhD Thesis / Dissertation, TU Berlin. Abrufbar über / available via SSRN.

2009

Informatik Spektrum (Online First)

2009